Das Segment des Mikro-Wohnens ist in der Immobilienwirtschaft zum anerkannten Asset avanciert. Laut der Studie „Micro-Living Report“ (Herbst 2020) von bulwiengesa sind die Projektzahlen auch in Zeiten der Pandemie anhaltend hoch. Neubauvorhaben und Ankäufe wurden genauso stark vorangetrieben wie vor der Krise.
Dennoch stellt sich die Frage: Sind Mikro-Wohnungen langfristig eine gute Anlagestrategie? Oder handelt es sich hierbei nur um ein vorübergehendes Phänomen? Interview mit Dipl. Wirtsch.-Ing. Hendrik Kappe, Geschäftsführer der KAPPE Projektentwicklung GmbH:
Herr Kappe, wie hat das Segment Mikro-Living die „Corona-Krise“ überstanden?
Kappe: Angesichts der Situation relativ gut. Das Langzeit-Wohnen im Mikro-Living war kaum beeinträchtigt, und selbst bei den Hybridformen mit Betreiber wie Studenten- und ServicedApartments hat das Segment verhältnismäßig stabil abgeschnitten. Gegenüber Hotels haben zum Beispiel die Serviced Apartments eine durchschnittliche Belegung von immerhin ca. 50-60 % gehalten und viele waren im Oktober schon wieder fast auf Normalniveau. Insofern hat sich das Asset insgesamt sehr solide gezeigt.
Das Konzept des Mikro-Wohnens ist noch relativ neu. Weshalb ist es entstanden?
Kappe: Das begann mit der Zunahme der Single-Haushalte in Deutschland, die seit 1991 um
46 % angewachsen sind – Tendenz steigend. Laut bulwiengesa liegt der Anteil der 1-Personen-Haushalte in vielen Städten mittlerweile sogar bei über 50 %. Hinzu kamen in den letzten Jahren die steigenden Kauf- und Mietpreise für Wohnungen und eine starke Zuwanderung in die Städte. Die Mikro-Apartments mit einer Fläche von 20 bis 40 m2 kommen diesem Bedarf entgegen.
In dem Nischensegment gibt es inzwischen eine Vielzahl von Angeboten? Können Sie einen Überblick geben?
Kappe: Es wird unterschieden zwischen Mikro- und Serviced Apartments. Die Grenzen sind mitunter fließend. Serviced Apartments sind möblierte, voll ausgestattete Apartments mit hotelähnlichen Services, wie z. B. Wasch-/Bügelservice, 24-Stunden-Hotline oder Concierge-Service. Deshalb spricht man hier auch von „gewerblichem Wohnen“. Hauptzielgruppen in dieser Sparte sind Geschäftsleute und Pendler, die sich hier über einen längeren Zeitraum zwischen zwei Wochen und sechs Monaten einmieten, teils darüber hinaus. Mikro-Apartments hingegen sind auf längere Wohnzyklen zugeschnitten und meist nur mit einer Pantryküche ohne weiteres Mobiliar ausgestattet. Je nach Zielgruppe haben sich auch weitere Wohnkonzepte etabliert, beispielsweise Co-Living für junge Erwachsene, Studentenwohnen, Gemeinschafts-/Mehrgenerationen-Wohnen oder Konzepte für BestAger und Senioren…
Sie haben Ihr Geschäftsmodell im Wesentlichen auf Mikro-Living ausgerichtet, das bedeutet, Sie halten das Segment für sehr lohnenswert. Inwiefern kann der Kapitalanleger profitieren?
Kappe: Der Gesamtkaufpreis eines Mikro-Apartments ist aufgrund der geringeren Quadratmeterzahl attraktiv. Hinzu kommen die zumeist zentrale Lage und hohe Qualität der Ausstattung. Ein großer Pluspunkt ist aber auch, dass es sich oft um Neubauten oder gewerblich betriebene Objekte handelt, die bislang keinen Auflagen wie einer Mietpreisbindung oder dem Mietendeckel unterliegen. Außerdem können höhere Mieten erzielt werden als bei einer klassischen Mietwohnung und durch die meist geringeren Mietlaufzeiten lässt sich schneller auf aktuelle Marktentwicklungen reagieren. (…)
Lesen Sie hier den zweiten Teil des Interviews auf finanzwelt.de…